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Der Fall Ludwig (1901-1947)

 

Die Eltern und Verwandten
 

Ludwig ist der Sohn von Paula geb. Mottek (*10.7.1873, Wronke) und Gustav Kaempfer (*29.8.1864, Posen). Auf seiner Heiratsurkunde von 1896 wird Gustav als "praktischer Arzt" angeführt. Dort liest man auch, dass er seinen Wohnsitz seit Oktober 1884 in Berlin hat (1). Zu dieser Zeit war er erst 20 Jahre alt und studierte sehr wahrscheinlich Medizin in der Hauptstadt. Allerdings hat er seine Doktorarbeit und wohl auch einen Teil seines Studiums in Würzburg absolviert. Seine Dissertation - Ein Fall von Lymphangiom der Wange (Macromelie) - ist dort im Jahr 1888 vorgelegt worden. Nach dem einzigen verfügbaren Adressbuch der Stadt Oppeln (Opole) hatte der Arzt und Sanitätsrat Dr. med. Gustav Kaempfer seine Praxis 1936/7 in der Sternstraße 3 (heute ul. Reymonta):

Gustavs Vater Paul (*16.4.1836, Wreschen) stirbt im Mai 1919 vermutlich in Posen, wo er 1862 als Buchhalter, später als Kommissionnär und Kaufmann (Getreide), zuletzt 1917 als Rentier in den Adressbüchern  erscheint (2). Gustavs Mutter Pauline geb. Gensler (*5.10.1848, Posen) (3) stirbt am 13.8.1891 in Berlin. Von ihr  habe ich folgende Verwandte gefunden [hier].

Ludwigs Vater Gustav hatte zwei Geschwister: Sein Bruder Felix (*29.5.1869, Posen) erscheint ebenfalls noch bis 1917 als Justizrat und Rechtsanwalt in den Posener Adressbüchern; die Urkunden verzeichnen seine Abreise nach Berlin am 7.12.1919 (4). Seine Schwester Martha (*15.5.1873, Posen) war mit Hugo Krebs verheiratet und hatte zwei in Berlin geborene Kinder: Edgar (*23.1.98) und Paula (*28.7.99).

 

Der Bezug der Posener Familie zu Oppeln und Schlesien ist unklar. Wir wissen, dass Hedwig (*4.11.1871, Posen) - die Schwester von Georg Kaempfer - zwei in Breslau geborene Kinder aus der Ehe mit Sigismund Deutsch hatte: Hellmuth (*1894) und Ruth (*1896). Sie lebte auch 1930 als Rentnerin - also vermutlich nach dem Ableben ihres Mannes - noch in der Breslauer Opitzstr. 7  (heute: ul. Żelazna), am 17.05.1939 dann in der Kürassierstr. 49 bei Brasczok (heute: Aleja Generała Józefa Hallera 49, Wrocław). Die verwandtschaftliche Beziehung zwischen Hedwigs Vater Isaak (*1833) und Gustavs Vater - also Ludwigs Großvater - Paul (*1836), beide in Wreschen geboren, bliebe zu ermitteln. Die Annahme liegt jedoch nahe, dass sie Brüder oder zumindest Vettern waren. Somit wären Hedwig und Gustav Cousine und Cousin 1. bzw. 2. Grades. - Auch die Deporatation und Ermordung in Theresienstadt der beiden in Schlesien lebenden Familien darf nicht vergessen werden: Am 27. Juni 1942 wurde die 70jährige Hedwig mit ihrem 46jährigen Sohn Hellmuth Deutsch von Breslau in das Sammellager Grüssau deportiert. Beide wurden am 2. September 1942 in Theresienstadt (Terezín) umgebracht. Und am 21. Oktober 1943 folgten ihnen die 69jährige Paula und der 78jährige Gustav von Oppeln nach Theresienstadt, wo sie ebenfalls der Tötungsmaschine zum Opfer fielen. - Hinzu kommt nun nach letzten Funden die Ermordung von Ludwigs mit Martha verheiratetem Onkel Hugo Krebs und der gemeinsamen Tochter Paula: Hugo (*3.8.1862, Tarnowitz) ist als 80jähriger am 24.9.1942 von Berlin nach Theresienstadt deportiert worden und Paula, die mit Hans Blumenthal verheiratet, aber wieder geschieden war, wurde am 29.1.1943 nach Auschwitz-Birkenau verschleppt und dort umgebracht. Ihr Bruder Edgar konnte sich mit einem Einwanderungsvisum vom 1.9.1939 in letzter Minute in die USA retten (5). Er heiratete Juliana Folge, war wie zeitweise auch sein Cousin Ludwig von Beruf Buchhändler und schied am 5.4.1981 in Chicago (5849 North Talman) aus dem Leben. Was aus Martha geworden ist, wissen wir nicht.

 

Ludwig
 

Auch über das Leben von Ludwig haben wir zu Anfang nur spärliche Informationen. Er erblickt das Licht der Welt am 7. Januar 1901 in Oppeln (Opole), vermutlich als einziger Sohn von Paula und Gustav. Knapp 100 Km südöstlich von Breslau (Wrocław) gelegen hatte Oppeln um die Jahrhundertwende etwa 30.000 Einwohner, 1936 lebten dann 50.000 Menschen in der Kreisstadt.  - Wie das Register der Synagogengemeinde zu Breslau belegt, wohnte Ludwig 1930 in der Breslauer Weidenstraße 5 (heute ul. Wierzbowa) [hier] (6):

Kurz darauf dürfte er nach Berlin gezogen sein, wie es diese 1931 veröffentlichte Annonce nahelegt:

Dieser Eintrag ist interessant, denn ab 1932 erscheint Ludwig unter derselben Adresse als Buchhändler in den BAB (7), 1937 dann als "Makler" in der Pestalozzistraße 27. Danach verschwindet er aus den Berliner Adressbüchern. Bei der Volkszählung vom 17.05.1939 ist er in Berlin-Tiergarten (heute Moabit) in der Perleberger Straße 35 (Vorderhaus, 1. Stock) gemeldet. – Nach der gleichen Quelle [hier] wurde er vom 24.09.1938 bis 4.10.1938 in Dachau und nach dieser kurzen Zeit in Buchenwald inhaftiert. Aus dem Dachauer Register geht hervor, dass er ledig und kinderlos, seine Religionszugehörigkeit "mosaisch", sein Beruf "Makler" und sein Wohnsitz in Berlin-Charlottenburg ("Wundscheidstr.") ist (8).

Danach findet sich seine Spur erst in Montréal (Québec, Kanada) wieder:


Ludwigs Grabstein [hier]

Ich habe meinen Freund Paul gebeten, die hebräische Inschrift zu übersetzen.
Sie lautet: "Leyzer, Sohn des Avraham", gefolgt vom Datum des Todes auf Hebräisch.
 
Dieser Grabstein ist höchst mysteriös, denn ich lese auf Yad Vashem, dass Ludwig der Schoah zum Opfer gefallen sei [hier]. Aber warum wurde er 1938 überhaupt verhaftet?
 
Spuren
 
Es ist sehr wohl möglich, dass er der Verfasser einer der wenigen kritischen Buchbesprechungen bei Erscheinen von Mein Kampf ist (in Abwehrblätter 35.Jg.Nr. 19/20 vom 20.10.1925) [pdf].
 
 
In Anbetracht dessen, was wir heute wissen, täuscht er sich natürlich, wenn er schließt:
 
"Man legt Hitlers Buch mit einem Gefühl der Befriedigung beiseite: Solange die völkische Bewegung keine anderen Führer an ihre Spitze zu stellen weiß, solange werden noch manche Wasser ins Meer fließen, bis sie im Land der Dichter und Denker siegen wird." [hier]

Allerdings wird seine Autorenschaft angezweifelt, da der Name Ludwig Kaempfer angeblich weder im Verzeichnis der Vereinsmitglieder noch im Bevölkerungsregister der Stadt Breslau erscheint (9). Wie wir gesehen haben, entspricht letzteres nicht der Wahrheit (10). - Schlimm daran ist nicht so sehr, dass der Verfasser eines noch heute zitierten Artikels möglicherweise um seine Urheberschaft gebracht wird, sondern dass wir hier einen Grund für seine Verhaftung im Oktober 1938 sehen können.

Zusatz: Zwei Dokumente aus den 20er Jahren geben uns zu denken. Zum einen:

Wenn man den Verhaftungsgrund durch die Gestapo im Jahr 1938 betrachtet (s.u.), bleibt dieses "Strafverfahren" höchst mysteriös. Auch der Artikel in den Abwehrblättern spricht gegen einen solchen Tatbestand. Immerhin belegt dieser Eintrag Ludwigs Anwesenheit in Breslau zu dieser Zeit, also die Wahrhaftigkeit des Vermerks "Ludwig Kaempfer aus Breslau" als Autor der kritischen Studie über Hitlers Mein Kampf. Auch scheint Ludwig ein Jurastudium absolviert zu haben, das ihm wohl später bei seiner Laufbahn als "Makler" geholfen hat.

Hinzu kommen 2 Briefe, die Ludwig 1927 an den Sozialdemokraten Eduard Bernstein geschrieben hat [Eduard Bernstein Papers, D333, pdf S. 37]. Leider liegen uns diese Schreiben nicht vor, also können wir derzeit auch keine Schlüsse über ein politisches Engagement des jungen Mannes ziehen. Allerdings scheint daher ein Kontakt zu den sozialistischen Aktivisten Hedwig und Richard Kaempfer nicht ganz ausgeschlossen.

 

Der Fall

 

Neben dem Grund seiner Verhaftung müssen wir auch nach dem Grund seiner Entlassung fragen, da er bei der Volkszählung am 17. Mai 1939, also knapp 8 Monate nach seiner Einlieferung ins Konzentrationslager Dachau, regulär in der Perleberger Str. 35 gemeldet ist. Wäre Ludwig aus Buchenwald geflohen, hätte er seine Adresse wohl kaum verraten. - Ein [hier] übersehenes Dokument beantwortet fürs Erste unsere Fragen:
 


Wir erfahren den Grund seiner Verhaftung durch die Gestapo am 20.6.38: "Staatsfeindliche Handlung beim Judenboykott in Berlin". Seiner polizeilichen Akte zufolge gehört Ludwig weder einer Partei an noch ist er vorbestraft. Sein Beruf wird mit "Wohnungsvermittler" umschrieben, und seine Eltern wohnen nunmehr in der Oppelner Sedanstr. 18. Vor allem aber lesen wir: entlassen [am] 14. APR. 1939.

Ich habe zwei Anfragen nach Kanada geschickt, und möchte bei dieser Gelegenheit Gary Pearlman, dem Fotografen von Ludwigs Grabstein, meinen herzlichen Dank für seine Unterstützung aussprechen. Evelyn Friedman von Baron de Hirsch Cemeteries hatte keine Informationen, aber Janice Rosen von den Alex Dworkin Canadian Jewish Archives hat folgendes geantwortet:

We have a small file about Ludwig Kaem[p]fer in the context of him being sent to Canada as an internee on the orders of the British government. However, our short file does not answer most of your questions. - The German-Jewish internees arrived in Canada from England in 1939-1940, though we don't have the exact date of his arrival here. The file that we have contains mostly correspondence about repayment of a loan, dated 1943. There is a questionnaire card which gives the date of his traveling papers as 1/8/1939 from Berlin. The file also says that at that time he was single (ie not married).
 

Wir haben eine kleine Akte über Ludwig Kaem[p]fer im Zusammenhang mit seiner Entsendung nach Kanada als Internierter auf Befehl der britischen Regierung. Unsere kurze Akte beantwortet jedoch die meisten Ihrer Fragen nicht. - Die deutsch-jüdischen Internierten kamen 1939-1940 aus England nach Kanada, obwohl wir das genaue Datum seiner Ankunft hier nicht kennen. Die Akte, die wir haben, enthält hauptsächlich Korrespondenz über die Rückzahlung eines Darlehens aus dem Jahr 1943. Sie enthält einen Fragebogen, der das Datum seiner Reisepapiere vom 1.8.1939 aus Berlin angibt. In der Akte steht auch, dass er zu dieser Zeit ledig (d.h. nicht verheiratet) war.

Dank dieser Mitteilung habe ich herausgefunden, dass Ludwig im Kitchener Camp Richborough, bei Sandwich, in der Südenglischen Grafschaft Kent interniert war [hier]. Am 24.8.2019 hat The Guardian einen Artikel über das Camp veröffentlicht: The forgotten haven: Kent camp that saved 4,000 German Jews [hier].


Insassen des Kitchener Camps um ein Grammophon versammelt (1939)

Ludwig musste unter den letzten Ankömmlingen gewesen sein, wenn er Berlin am 1. August 1939 verlassen hat, denn "bei Ausbruch des Krieges hörten die Ankünfte abrupt auf", wie der Guardian schreibt. Und:

After the start of the war, 887 Kitchener men enlisted in the Pioneer Corps. But after the Dunkirk evacuation in May 1940, public opinion turned against German-speaking refugees, who some suspected of being spies or saboteurs. Those not serving in the war effort were interned or deported to Australia and Canada. The Kitchener Camp was closed.

Bei der Ankunft in Kanada wurden die Flüchtlinge erneut in Lager gesteckt. Ich lese [pdf, S.32]:

Release from internment proceeded slowly. On February 18, 1941, eight refugees with parents or siblings in Canada were released. Eventually, schemes were devised whereby Canadian families could sponsor students, farmers could request internees to help them, and skilled workers could be released for war work. F.C. Blair had the final authority on every release and often used his power to obstruct the process. The Canadian Committee for Interned Refugees fought a seemingly endless battle, cautiously but persistently widening the cracks in Blair’s formidable barriers. Just as Blair often predicted, each release became a precedent for his “Jewish friends” to squeeze more refugees into Canada “by hook or by crook.”Over the next two years, approximately 950 refugees were released and permitted to remain in Canada temporarily. Their legal status was clouded by confusion and ambiguity. Not only were refugees constantly reminded that they could be re-interned and deported to Britain, but as temporary residents in Canada they were subject to likely repatriation back to Europe at the end of the war.
 

 

[in Arbeit]

 

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Anmerkungen

 

(1) Siehe die Posener Urkunden (Nr. 9, 10 und 11)

(2) Siehe die Posener Adressbücher

(3) Wenn ich dieses Datum richtig lese, war Pauline bei der Geburt von Gustav nicht einmal 16 Jahre alt. Das Datum ihrer Heirat mit Paul ist nicht verzeichnet. Ihr Tod in Berlin könnte mit der Behandlung einer schweren Krankheit unter der Obhut des Sohnes zusammenhängen.

(4) Mit seiner Gattin Käthe geb. Ledermann (*25.3.81, Königshütte) und Sohn Heinz Martin (*20.4.1904, Posen). Beide erscheinen noch 1931 im "Jüdischen Adressbuch" der Stadt Berlin [hier]

Sie sind - wohl im Zuge der beginnenden Naziherrschaft - nach Holland ausgewandert. Heinz überlebt mit seinem 1940 geborenen Sohn Raymond und stirbt 1986 in Den Haag. Mutter Käthe wird am 19.11.1943 in Auschwitz ermordet. Leider ist der Kontakt zu dem heute in Jerusalem lebenden Raymond und seinen Kindern unterbrochen worden, sodass ich ihn nicht zu den näheren Umständen der Deportation seiner Großmutter, sowie des Überlebens seines Vaters befragen konnte. Hier die Dokumente, die ich gefunden habe:

Auch lese ich [hier] (automatische Übersetzung aus dem Niederländischen):

Anne Frank bleibt im Juli 1941 für einige Wochen in Beekbergen. Sie wohnte zusammen mit ihrer Freundin Sanne Ledermann und Sannes Eltern im Haus "Op den Driest" am Koningsweg 5. Sannes' Schwester Barbara und eine weitere Freundin, Tineke Gatsonides, sind ebenfalls hier im Urlaub. - Das Haus Op den Driest wird von der Familie Kaempfer bewohnt, die mit den Ledermanns verwandt ist.

Das Haus wurde als Feriendomizil in Het Joodsche Weekblad vom 13. Juni 1941 angeboten [hier].

Über Professor Raymond hat die Jerusalem Post am 21.5.2013 einen (leider kostenpflichtigen) Artikel veröffentlicht [hier].

(5) Auf der Seite der Familie Heller / Hauer [hier] habe ich im Tagebuch von Grete Heller (Tel Aviv) das Zitat eines Briefes von Edgar gefunden, der über die Verhaftung seiner Schwester Paula in Berlin Auskunft gibt:

(6) 1930 erscheint im gleichen Register Georgs Schwester Hedwig als "Rentiere" in der Breslauer Opitzstr. 7 mit ihrem Sohn Helmuth und dessen Gattin Hildegard geb. Meier.

(7) Dass zur gleichen Zeit ein Buchhändler namens Richard Kämpfer in den BAB erscheint, könnte mehr als ein Zufall sein, obwohl Richard von "1923 bis 1932 Prokurist in einem Münchner Weinimport-Geschäft" und 1933 nach Paris emigriert sein soll [hier]. Spätestens von 1924 bis 1934 ist unter diesem Namen der Inhaber eines Schreibwarengeschäfts in Lichtenberg (Prinz-Albert-Str. 1 –  "Post Rummelsburg") angeführt, ab 1928 dann sowohl als Buchhändler (Karlshorster Str. 3) als auch als Betreiber einer Papierwarenhandlung (Türrschmidtstr. 12II – "Post Rummelsburg") in Berlin-Lichtenberg. Unter gleicher Adresse gibt es die Buchhandlung auch 1936 noch, von 1938 bis 1943 wird daraus eine "Papierhandlung" (Karlshorster Str. 4!). Natürlich liegt die Annahme nahe, dass es sich um einen Namensvetter handelt, zumal auch ein Fleischer, ein Ingenieur und ein Zigarrenhändler dieses Namens zu dieser Zeit in den BAB erscheinen. - Hinzu kommt nun nach den neuesten Funden, dass auch Ludwigs Cousin Edgar Krebs Berliner und (zumindest später in den USA) Buchhändler war. Im 1932er Adressbuch erscheint ein Dr. Edgar Krebs in der Augsburger Straße 64 (mit Telefonanschluss). 1930 erscheint unter derselben Adresse nur sein Vater Hugo als Vertreter (II. Stock, anderer Telefonanschluss). 1934 ist Edgar nach Wilmersdorf in die Jenaer Str. 3 gezogen, wo er ein Antiquariat betreibt. 1937 erscheint er nicht mehr in den BAB.

(8) Man lese Windscheidstraße. –Diese Angaben werden [hier] und [dort] dokumentiert:

 

Dachau, Register-Nr.: 18671 (21.9.1938). Stand: Ledig. Kinder: Keine. Beruf: Makler.
Religion: Mosaisch. Adresse: Berlin-Charlottenburg,
 

Die Camp Records, Dachau Prisoner Lists verzeichnen den Transport nach
Buchenwald (am 4.10.1938 - nach nur zwei Wochen Aufenthalt in Dachau).
 
Hiermit bestätigt sich seine Inhaftierung in Buchenwald.
 
Dazu auch folgender Eintrag im Gedenkbuch des Bundesarchivs [hier]: 
 
Kämpfer, Ludwig, geboren am 07. Januar 1901 in Oppeln / Schlesien, wohnhaft in Berlin (Tiergarten), Inhaftierung: 24. September 1938 - 04. Oktober 1938, Dachau, Konzentrationslager,  04. Oktober 1938, Buchenwald, Konzentrationslager.

Da auch Yad Vashem diese Quelle angibt, dürfte hier ein Missverständnis vorliegen, denn im Bundesarchiv ist von einer Ermordung nicht die Rede.

 
(9) Am 14.2.2016 schreibt Raphael Ahren in der Times of Israel [hier]

The most detailed and most devastating critique of “Mein Kampf” appears to have been written by a Catholic theologian. Johannes Stanjek was the editor of the Defense Papers (Abwehr-Blätter), the central organ of the Association to Resist Anti-Semitism, which was founded in 1890 and counted both Jews and Christians among its members. - On October 20, 1925, the journal, which had a circulation of 20,000, ran a four-page review of the book’s first volume. The byline says Ludwig Kaempfer from Breslau, but since this name does not appear in the association’s membership lists nor in the city’s population register, Plöckinger believes it was Stanjek’s pen name.

(10) Ich merke an, dass die Lücken im Wissen manchmal durch Spekulationen gefüllt werden, die sehr hartnäckig und langlebig sind, wenn sie ungeprüft übernommen und verbreitet werden. Durch ihre kritiklose Reproduktion wird irgendwann die bloße Annahme zur unumstößlichen Wahrheit. Im Laufe dieser Recherche ist mir das Phänomen schon mehrmals aufgefallen...

 

NB. - Kontakt / Kommentare auf: https://skaempfer.blogspot.com/