In der ersten Zeit unseres Evakuiertwerdens (ich kann natürlich nur über Berliner Verhältnisse reden) fanden wir beim Nachhausekommen den schon jeden Tag erwarteten und gefürchteten Brief von der Wohnungsberatungsstelle vor. Mit zitternden Händen öffneten wir das Schreiben und fanden dann fast regelmässig folgenden Inhalt vor:„Wir teilen Ihnen hierdurch mit, dass Ihre Wohnung auf Anordnung der Behörde zur Räumung bestimmt ist. Sie haben an dem und dem Tage (gewöhnlich zwei Tage später) um 10 Uhr vormittags in der Wohnungsberatungsstelle Oranienburger Str. 31 zu erscheinen. Mitzubringen ist der Mietskontrakt und die und die Papiere.“ Die Papiere waren, soweit ich mich heute noch erinnern kann, die Unterlagen über unsere Vermögensverhältnisse. - In der ersten Zeit wussten die Empfänger solcher Briefe noch nicht, dass an eine solche Kündigung sich die Evakuierung an[zu]schliessen pflegte. Je mehr Evakuierungen aber vorkamen, desto mehr häuften sich die Selbstmorde, und ein grosser Teil der auf diese Weise Benachrichtigten machten erst gar nicht den Weg zur Oranienburger Strasse.