Hans Kaempfer (um 1960)
Eintrag in Wikipedia
(Text von Peter Schrader)
Hans Kaempfer war verheiratet mit Lisa, geb. Rupp und hatte drei Kinder,
Renate, Edith und
Wolfgang Kaempfer, welcher ebenfalls Schriftsteller wurde. Nachdem
er Geschäftsführer eines Marmorsteinbruchs seines Vaters in
Weißenburg/Bayern gewesen war und damit im Jahre 1927 Konkurs anmelden
musste, lebte er mit seiner Familie bis 1933 in der Braunschweiger
Stadtvilla seiner Eltern (in der Spielmannstraße, kriegszerstört, heute
Teil des Campus der TU Braunschweig).
1934 ging die Familie nach Berlin, wo sie eine Wohnung in der
Luitpoldstraße im sogenannten Bayrischen Viertel in Berlin-Schöneberg
bezog und wo Kaempfer als untergeordneter Beamter im Schöneberger
Rathaus die NS-Zeit in materieller Hinsicht überstehen konnte. Sein
Vater, der promovierte Physiker und spätere Fabrikant
David
Kaempfer, stammte aus einer Posener Familie jüdischer Konfession. In
einer Episode seines unveröffentlichten Romans Die Moabiterin
schildert Hans sein Entsetzen über den Abtransport der jüdischen
Mitbewohner des Mietshauses im Oktober 1942, darunter die Familie Aron
des ehemaligen Korrepetitors der Deutschen Staatsoper mit seiner Frau
und seiner zwölfjährigen Tochter, die mit ihren Koffern in Lastwagen
verfrachtet und in die Todeslager deportiert wurden.
Die veröffentlichten Werke von Hans Kaempfer datieren überwiegend aus
den späten 20er Jahren und den früheren 30er Jahren. Seine letzte
Veröffentlichung aus der Zeit vor Ende des Zweiten Weltkrieges war der
Roman Daniele Dorer von 1941, der 1942 noch eine zweite Auflage
erlebte und auch ins Ungarische übersetzt wurde. Da das NS-Regime darin
„pazifistische Tendenzen“ erkannte, erhielt Kaempfer in der Folge
Schreibverbot.
Nach dem Krieg veröffentlichte Hans Kaempfer noch den Roman Die
Brücke bei Silverdale, konnte aber an seine schriftstellerische
Tätigkeit nicht wieder erfolgreich anknüpfen. Er profilierte sich jedoch
als Übersetzer aus dem amerikanischen Englisch und war lange Jahre als
Kunstreferent und Kunstamtsleiter in Berlin-Wilmersdorf tätig. Sein
letzter Wohnort in Berlin befand sich in der sogenannten Künstlerkolonie
Berlin im damaligen Bezirk Wilmersdorf in West-Berlin.
Veröffentlichungen als Autor:
- Werlhof – Schauspiel 1927
- Kamerad Larsen – Schauspiel, Chronos-Verl. Stuttgart 1932, 109 S. (1)
- Afrikanische Heerfahrt – Hörspiel 1933
- Die echte Rosita – Lustspiel, Fischer 1935
- Der Gutsherr von Blachta – Erzählung – Fischer, Berlin 1936 (2)
- Daniele Dorer (Rowohlt, Berlin – 1. Aufl. 1941 / 2. Aufl. 1942)
- Die Brücke bei Silverdale – Roman – Universitas-Verlag, Berlin 1948.
Bei dieser Recherche habe ich erfahren, dass der Roman Daniele Dorer
unter dem Titel Daniela Nővér („Schwester Daniela“) ins
Ungarische übertragen wurde (von Elemér Ruszkabányai,
Budapest 1942).
Veröffentlichungen als Übersetzer
- Forbath, Ladislaus – Die neue Mongolei. Nach Joseph Geletas Tagebuch. Schützen-Verlag, Berlin 1936
- Du Maurier, George – Peter Ibbetson, 2 Aufl. 1936 / 1948
- Stuart, Francis – Der Jüngste von Rosaril. Roman. Schützen 1937
- Bromfield, Louis – Der grosse Regen, 1939 (Erstübersetzung)
- Griswold, Francis – Ein Leben in Carolina. (2 Bde.), Dtsch. Buch-Gemeinschaft, 1951
- Stone, Irving –Fremd im eigenen Haus. Biographischer Roman. Büchergilde Gutenberg, 1953
- Stone, Irving – Michelangelo : Ein Leben in Grösse und Leid. Biographischer Roman. Universitas Verlag, Berlin 1961.
- Stander, Siegfried – Treck der Siebenhundert. Afrikanischer Roman. Universitas Verl., Berlin 1962
- Savill, Agnes – Alexander der Große. Athenäum Verlag, Frankfurt/Bonn 1963
- Yerby, Frank Eine Welt zu Füßen. Dt. B.-Gemeinschaft, Berlin/Darmstadt/Wien 1965
- Irving Stone, Michelangelo: Inferno u. Ekstase, RoRoRo 1984
- Frank Yerby, Eine Welt zu Füßen, Heyne 1990
Korrespondenz im Netz
-
Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf, Dumont-Lindemann-Archiv ; Nachlaß Schauspielhaus Düsseldorf ; Signatur: SHD-2197
Brief von Schauspielhaus Düsseldorf an Hans Kaempfer
Schauspielhaus Düsseldorf (1904-1933) [Verfasser], Kaempfer, Hans (1896-) [Adressat] – Düsseldorf, 06.04.1927. – 1 Briefdurchschlag -
Signatur: GH Br NL (ehem. AdK) B 1654
Brief von Hans Kaempfer an Ludwig Jauner (3)
Braunschweig, 07.04.1933 (3). – 1 Postkarte, 1 Bl.. – Deutsch ; Brief, Postkarte ; Handschrift - Deutsches Literaturarchiv Marbach, Archiv ;
A:Zuckmayer – [Bestand, Nachlaß]
Brief(e) an Kaempfer, Hans
Zuckmayer, Carl (1896-1977) [Verfasser], Kaempfer, Hans (1896-1974) [Adressat]
1951. – 1 Bl. Durchschl.
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Anmerkungen / Dokumentation
(1) Dieses Stück wurde am Sonntag Nachmittag, den 26. Nov. 1933, von 15
bis 17 Uhr im Stadttheater Aachen aufgeführt, im „Limburgsch dagblad“,
17. 11. 1933, und in „Die Musik“:
(2) Der Gutsherr von Blachta erschien 1936 (anscheinend als Vorabdruck und Fortsetzungsgeschichte) in der Zeitschrift Koralle [siehe auch hier]:
(3) Quellen zufolge war Ludwig Jauner Archivar und Sekretär von Gerhard
Hauptmann in dessen Haus Wiesenstein, Agnetendorf (heute Jagniątków,
Niederschlesien) – Hans Kaempfer lebte demnach 1933 noch mit seiner Frau
Lisa, geb. Rupp, und seinen drei Kindern
Wolfgang, Renate
und Edith im Braunschweiger Haus der Eltern,
nachdem er Geschäftsführer eines Marmorbruchs in Weißenburg/Bayern
gewesen war und (anscheinend 1927, s.u.) Konkurs anmelden musste. 1934
übersiedelte die Familie nach Berlin…
Eintrag in Kürschners Deutschen Literatur-Kalender,
54. Jahrgang (1963, S. 308)
54. Jahrgang (1963, S. 308)
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Zwei
Schriftsteller: Hans &
Wolfgang
Wolfgang Kaempfer (1923-2009)
Wolfgang Kaempfer (um 1957)
Eintrag in Wikipedia
(Text: Stefan Kaempfer, Revision: Peter
Schrader)
Wolfgang Kaempfer wurde am 3. Januar 1923 in Weißenburg (Bayern)
geboren. Seine Eltern waren der Schriftsteller und Übersetzer
Hans Kaempfer und die Sängerin Lisa Kaempfer, geb. Rupp. Er hatte
zwei jüngere Schwestern. Seine Kindheit verbrachte er mit seinen Eltern
in Braunschweig, im Haus seines Großvaters
David Kaempfer, einem Physiker (Fachgebiet Optik und Photographie).
1934 ging die Familie nach Berlin, wo er seine Jugendzeit verlebte. Es
gelang der Familie, den Vornamen
Cohn des Posener Urgroßvaters aus den Papieren (seit 1933 gab es
bereits den sogenannten Ahnenpass) herauszuhalten.
Ab 1941 erlebte Wolfgang Kaempfer den 2. Weltkrieg als Soldat und geriet
am Ende des Krieges in russische Gefangenschaft. Die traumatischen
Kriegserfahrungen und die 18-monatige Gefangenschaft prägten wesentlich
seine späteren Veröffentlichungen. Nach der Heimkehr studierte er
zunächst Naturwissenschaften und später Geisteswissenschaften an der
Freien Universität (FU) Berlin und promovierte 1953 zum Dr. phil. im
Fach Germanistik.
Anschließend war er als Dramaturg am Sender Freies Berlin (heute RBB)
und beim Bühnenverlag Felix Bloch Erben tätig. Gleichzeitig arbeitete er
an Romanprojekten und schrieb
Die Gartengesellschaft, ein Hörspiel, das von Radio Bremen
unter der Regie von Oswald Döpke produziert wurde. 1963 ging er zum
Goethe-Institut und leitete nacheinander die Auslandsinstitute von
Algier, Toulouse und Triest. Zu dieser Zeit veröffentlichte er
verschiedene Aufsätze in Literaturzeitschriften (u. a. Recherches
Germaniques) und eine sehr kritische Monographie des Schriftstellers
Ernst Jünger.
In den 1980er Jahren trat er in Verbindung mit der Gesellschaft für
Historische Anthropologie (FU Berlin) und deren Mitbegründer Dietmar
Kamper. Seine Arbeiten befassten sich seitdem zunehmend mit Problemen
der Zeit, Geschichte, Ästhetik und Zivilisation, die zu den Hauptthemen
seiner Buchveröffentlichungen gehören. Insbesondere entwickelte und
formulierte er eine sehr eigenständige Zeittheorie, die im Zentrum
seines wissenschaftlichen Interesses stand.
Sein letztes Theorieprojekt, das aus Gesprächen mit seinem Freund, dem
Berliner Philosophen
Klaus Heinrich entstanden ist, sollte den „zivilisationsstiftenden“
Herakles als Amokläufer in Szene setzen. In den Jahren vor seinem
Tod widmete er sich jedoch auch wieder einem lange in den Hintergrund
getretenen Romanprojekt. Leider sind diese letzten Arbeiten Fragment
geblieben.
Wolfgang Kaempfer war viermal verheiratet. Mit seiner zweiten Frau
Dorothee geb. Schäfer hatte er einen Sohn. Er starb im Mai 2009 im Alter
von 86 Jahren in Leezen in Mecklenburg. Sein Grab befindet sich auf dem
landeseigenen Friedhof Heerstraße in Berlin-Westend (Grablage:
II-W1-47).
I n t e r v i e w
[geführt und aufgenommen von Stefan Kaempfer im Oktober 2008]
Wolfgang Kaempfer (1/5) - Das Kind from sk on Vimeo.
[1/5] Eine Berliner Kindheit (ab 1934)
Weitere Sequenzen des Interviews
S c h r i f t e n
NB. - Kontakt / Kommentare auf:
https://skaempfer.blogspot.com/